gaz 89- September 2019

Kirchliche Jugend und Castor-Blockade, BI Hauptsmoorwald und OB-Kandidatur

Was gehört alles in den Teig, um einen gut durchgegarten, sozusagen rat­haushitze­beständigen Politiker daraus zu backen?
Jonas Glüsenkamp im gaz-Portrait

Beim Backwerk „Jonas Glüsenkamp“ stehen folgende Zutaten auf dem Erfolgsrezept:

✔ Er ist der Sohn eines Psychotherapeuten und einer Sozialpädagogin und hat zwei jüngere Schwestern.

✔ Er war in der kirchlichen Jugendarbeit aktiv. Außerdem in der Schülervertretung und weiteren sozialen und ökologischen Gruppengremien, wo er dann schon mal auf den Gleisen nach Gorleben saß, um Castor-Transporte auszubremsen.

✔ Am Wochendende während der Schulzeit verdiente er sein Taschengeld als Fußballschiedsrichter.

✔ Im Zivildienst betreute er Kinder mit geistigen und körperlichen Einschränkungen.

✔ Im Alter von 18 Jahren wurde er als jüngstes Mitglied in den Gemeinderat seiner Geburtsgemeinde Belm in der Nähe von Osnabrück gewählt und durfte sich fortan „Ratsherr“ nennen.

Das nächste, was dieser Mann – Jonas Glüsenkamp – sich vorgenommen hat, ist Oberbürgermeister der Stadt Bamberg zu werden. Mit 31 Jahren! Aber bei dem bisherigen Lebenslauf eigentlich auch wieder nicht verwunderlich.

Wirtschaftliche Zusammenhänge und dass sie in der Politik immer eine so große Rolle spielen (oft auch vorgeschoben) – das hat ihn früh interessiert. Folgerichtig machte er sich auf, Volkswirtschaftslehre zu studieren. Und guckte sich dafür Bamberg aus. „Seitdem weiß ich, dass es sie gibt: Die Liebe auf den ersten Blick“, erinnert er sich heute an seine Entscheidung für die Regnitzstadt im Jahr 2008.

Bamberg ist er seither treu geblieben und hat sich auch hier bereits wieder vielfältig engagiert. So war Jonas Glüsenkamp der Ideengeber für den „Bambecher“, den coffee-to-go-Pfandbecher, den es mittlerweile in fast 30 Cafés, Bäckereien und weiteren Läden gibt. Auch bei der „Initiative Radentscheid Bamberg“ war er beteiligt und setzte gemeinsam mit den anderen Aktiven eine überregional beachtete und erfolgreiche Kampagne um. Und wesentlich aktiv war er außerdem bei der Bürgerinitiative „Rettet den Hauptsmoorwald“, die ein Bürgerbegehren und den folgenden Bürgerentscheid zu einem fulminanten Ergebnis brachte und so den Erhalt des Waldes auf dem MUNA-Gelände anstelle eines geplanten Industrie- und Gewerbegebiets durchsetzte.

Nicht zuletzt seine Erfahrungen aus diesem ehrenamtlichen Engagement lassen Jonas Glüsenkamp nun den OB-Sessel ins Auge fassen. „Die Einstellung der politisch Verantwortlichen und fehlende Wertschätzung gegenüber engagierten Bürgerinnen und Bürgern haben mich damals sehr erschreckt. Das ist jetzt eine der Triebfedern für meine Kandidatur“, sagt er. Übrigens traf Jonas Glüsenkamp noch ein zweites Mal Amors Pfeil auf den ersten Blick, diesmal war es eine Bambergerin, die er 2010 kennenlernte. Inzwischen ist er mit Eva, die als Kinderärztin arbeitet, verheiratet und beide haben zwei kleine Kinder: Noah mit drei Jahren und Lena, die im Mai diesen Jahres zur Welt kam.

Beruflich hat sich Jonas Glüsenkamp ebenfalls in der Region zielsicher nach Bamberg vorgearbeitet. Nach seinem Studium war er zunächst zwei Jahre in der Landkreisentwicklung im Landratsamt Coburg in den Themenfeldern Kommunalfinanzen und Integration beschäftigt. Seit 2018 arbeitet er für den Vorstandsvorsitzenden der Naturstrom AG, einem Stromproduzenten für erneuerbare Energien. Derzeit sind Firmensitz und Arbeitsplatz noch in Eggolsheim, aber schon bald wird er sich nach Bamberg an die Bahnlinie bei der Pfisterbergbrücke verlagern … wenn, ja wenn nicht die Oberbürgermeisterwahl dazwischen kommt und Jonas Glüsenkamp geradewegs in das Rathaus am Maxplatz katapultiert.

sys

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