Müllvermeidung

„Bitte Werbung“ statt „Bitte keine Werbung“

Grüne wollen mit Amsterdamer Modell bei Reklame in Briefkästen Papiermüll wesentlich reduzieren


Manchmal sind Briefkästen regelrecht verstopft, manchmal liegen Treppenstufen voller Reklameblätter, manchmal wehen sie quer über die Straßen. Und selbst, wenn sie es bis in die Hände derer schaffen, die sie eigentlich erreichen sollen, werden sie oft ungelesen in den Papiermüll geworfen.

Stadtrat Andreas Eichenseher von Grünes Bamberg möchte das ändern. Durch eine ganz einfache Maßnahme: Statt der „Bitte keine Werbung“-Aufkleber auf Briefkästen möchte er das Gegenteil, nämlich „Bitte Werbung“-Aufkleber. „Das heißt: Wer solche kommerzielle Werbepost haben möchte, der markiert seinen Briefkasten, alle anderen bleiben von Einwürfen verschont“, erklärt er. „Es handelt sich also nicht um ein Werbeverbot, sondern ermöglicht eine zielgerichtetere Verteilung.“ Opt-In-System heißt das in der Fachsprache, anstelle von Opt-Out-System.

Im Visier stehen damit übrigens nur reine Reklamedrucke, nicht etwa kostenlose Stadtzeitungen und Anzeigenblätter, die auch redaktionelle Beiträge enthalten. In Amsterdam wird nach Eichensehers Informationen „Opt-In“ bereits erfolgreich praktiziert. Dort spare sich die kommunale Müllabfuhr jährlich 650 bis 750 Fahrten, weil ca. 6 Mio kg Papier weniger im Papiermüll landen.

So einfach das Prinzip, so kompliziert die Umsetzung. Denn für das Opt-In-System müsste die Kommune eine Satzung erlassen, und dafür wiederum fehlt die gesetzliche Grundlage. „Der Bundestag als Gesetzgeber muss handeln“, fordert Andreas Eichenseher, „und wir müssen ihn dazu bringen und Druck machen.“ Auch dafür hat er schon einen Weg gefunden und nun einen Antrag gestellt. Das Städtebündnis des Vereins „Letzte Werbung“ setzt sich für ein Ende der Werbeflut ein, hat viele Tausend Unterschriften gesammelt und begleitet Aktivitäten mit wissenschaftlicher Expertise. Nach dem Willen der Grünen soll die Stadt Bamberg Mitglied in dem Bündnis werden, sie könnte nach Leipzig zu den Pionieren unter den mitmachenden Kommunen gehören – und dann vielleicht bald eine eigene Satzung gegen Werbemüll im Briefkasten haben.

Interessierte Kommunen finden unter letzte-werbung.de/kommunen alle Infos zum Mitmachen.

sys

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