Kulturstaatsministerin Claudia Roth sprach am 02.09. im Innenhof des Aufseesianums über die Bedeutung diverser Kulturlandschaften für lebendige Demokratien
Die grüne Landtagsabgeordnete Ursula Sowa und der Stadtrat Wolfgang Grader haben am Samstag, den 02.09., die Kulturstaatsministerin Claudia Roth in den Innenhof des Aufseesianums in Bamberg eingeladen. Im Rahmen der Veranstaltung „Kultur in Zeiten wie diesen“ widmete sich die grüne Spitzenpolitikerin Themen der Kulturförderung und ihrem Anliegen, dass Kultur und Demokratie stets Hand in Hand gehen müssten. Danach stellte sich Roth den Fragen der Kulturschaffenden aus Stadt und Landkreis.
Als Staatsministerin für Kultur und Medien sowie erfahrene Kulturpolitikerin kennt Claudia Roth die deutsche und europäische Kulturlandschaft wie keine Zweite. Gerade angesichts erstarkender anti-demokratischer Stimmen in Deutschland und der Welt war es ihr wichtig, gleich nach der Begrüßung durch Stadtrat Wolfgang Grader auf die hohe Bedeutung einer diversen Kunst- und Kulturszene für eine wehrhafte Demokratie zu verweisen: Nicht nur in Gestalt der Erinnerungskultur als unverrückbarem Stützpfeiler einer verantwortungsbewussten Gesellschaft, sondern etwa auch als Ausdruck der multikulturellen Lebensrealitäten in Deutschland. Kunst und Kultur würden somit helfen, „in die Zukunft zu erinnern“ und Ängste abzubauen. Dass Kultur und Demokratie natürlicherweise Hand in Hand gehen, zeige sich nicht zuletzt in den gezielten Angriffen Russlands auf ukrainische Kulturorte. Gerade angesichts verstärkter Angriffe auf die Demokratie auch hierzulande sei der konsequente Schutz einer vielfältigen Kunst- und Kulturszene durch Bund und Länder demnach entscheidend: „Kunst und Kultur sind nicht nur in leichten Zeiten wichtig!“
Dies sei gegenwärtig umso relevanter, da Kunst und Kultur durch Corona- und Energiekrise in den letzten Jahren stark gelitten hätten. Wo der Bund durch die Verstetigung von Förderprogrammen und die Einrichtung des „Kulturfonds Energie“ Hürden abfedern konnte, sieht Roth nicht zuletzt in der Aktivierung des jungen Publikums eine zentrale Zukunftsaufgabe. Deshalb hat die Regierungskoalition für alle 18-Jährigen den Kulturpass eingeführt, ein Gutscheinsystem für lokale Kulturstätten – vom Club über Musikevents bis zur Comic-Buchhandlung. „Wir wollten hier bewusst nicht Streaming-Konzerne subventionieren, sondern das Kulturerleben vor Ort fördern“, so Roth. Auch würden über den Green Cultural Deal etwa große Musikveranstaltungen und Filmdrehs darin unterstützt, ihre Prozesse nachhaltiger zu gestalten und ihre CO2-Bilanzen zu senken. Als weitere „Kulturbaustelle“ identifizierte Roth die Benachteiligung von Frauen im Kunst- und Kulturbetrieb, etwa hinsichtlich Bezahlung und Sichtbarkeit auf Bühnen. Die Kulturstaatsministerin ist überzeugt: „Hier gibt es noch viel zu tun.“ Ein wichtiger Schritt sei etwa eine zunehmend paritätische Besetzung von Jurys.
In der auch von vielen Kulturschaffenden aus Stadt und Landkreis Bamberg gut besuchten Fragerunde gab Claudia Roth über ihre weiteren Ziele in der Kulturpolitik Auskunft: Von geplanten Förderprogrammen für spezifische Branchen über die Betonung der Bedeutung von Mindesthonoraren über eine mögliche Verankerung eines Staatsziels Kultur im Grundgesetz. „Eine solche Aufwertung von Kunst und Kultur würde Etatkürzungen in diesem Bereich durchaus erschweren.“
Stadtrat Wolfgang Grader bedankte sich nach so intensiven wie kurzweiligen eineinhalb Stunden bei der Kulturstaatsministerin für die interessanten Einblicke – und überreichte ihr für die Reise zum nächsten politischen Termin einen süßen Gruß aus Bamberg.
kms
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